Eine spannende Führung erlebten 18 Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Merkstein im historischen Wasserkraftwerk Heimbach.
Ein Teil der Exkursionsgruppe.
Was als Wanderung geplant war, fiel allerdings an diesem regnerischen Tag buchstäblich ins Wasser. Dafür wurden die AWO-Gäste mit detailgenauen Erläuterungen durch den geschulten RWE-Mitarbeiter Breuer reichlich belohnt.
Eine schöne Jugendstilfassade.
Erinnerungen
Zunächst hieß es, in einem der Türme des schönen Jugendstil-Gebäudes klettern. Eine umfangreiche Ausstellung alter Elektrogeräte rief Erinnerungen wach: Modelle der ersten Elektroherde, die gute alte Backhaube, der erste Fernseher, die erste Waschmaschine. Das original eingerichtete Büro des ersten Betriebsleiters – eine authentische Erfahrung.
Das Museum zeigt alte Haushaltsgeräte.
1905 wurde das Wasserkraftwerk in Betrieb genommen und wird bis heute aus der 110 Meter höher gelegenen Urfttalsperre gespeist. Lebhaft schilderte Breuer die Pionierleistung der damaligen Planer. „Mit Hacke und Schaufel wurde ein 2700 Meter langer Stollen durch den Kermeter getrieben und in ihn zwei große Druckrohe eingebaut. Um aus Wasserkraft Strom zu erzeugen. Und das zu einer Zeit, als es noch gar keine Elektrogeräte gab, nur die Glühbirne brauchte Strom!“
Gute Erläuterungen erhielt die Besuchergruppe.
Fortschritt
Acht Francis-Turbinen mit je eigenem Generator zu 1500 Kilowatt standen in der großen Maschinenhalle. Damals mit einer Leistung von 12000 Kilowatt das größte Speicherkraftwerk Europas. Für die Menschen in den Eifel-Dörfern war dies ein ungeahnter Fortschritt. Versorgung mit elektrischem Strom für den gesamten Regierungsbezirk Aachen!
Der Faradaysche Käfig.
Ebenso war die gesamte Elektroanlage wegweisend. Breuer erklärte anschaulich den Faradayschen Käfig, der die Arbeiter in der Isolatorenhalle vor elektrischen Stromschlägen schützte. Dann stand man im zweiten Turm treppabwärts, vor der imposanten Maschinenhalle, dem Herzstück des Kraftwerks. Modernste Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ästhetisch durchdachtes Design.
Blick von der Empore in die Maschinenhalle.
Modern
1974, nach einer Betriebszeit von 70 Jahren, wurde das Kraftwerk modernisiert. Zwei von ehemals acht Turbinen sind als Anschauungsstücke erhalten. Zwei neue Maschinen, die weniger Platz brauchen, wurden installiert. Seitdem hat die Anlage eine Leistung von 16000 Kilowatt und braucht bis zu 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
Edle Ausführung hat auch die Leitwarte zur Steuerung der Generatoren auf der Empore über dem Maschinenraum. Sämtliche Messgeräte und Schalter wurden aus Messing hergestellt, auf Marmorplatten montiert, die wiederum in Mahagoni eingefasst sind.
Hochwärtige Ausführung. Nicht nur bei den Armaturen.
Die Halle wird von Eisenbinderkonstruktionen frei überspannt. Ein einmaliges Ambiente für die seit 1998 alljährlich im Juni stattfindenden Konzerte klassischer Kammermusik.
Insgesamt ein schönes Gebäude ist das historische Jugendstilwasserkraftwerk.
Denkmalschutz
Nach schweren Schäden Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Kraftwerk zügig wieder aufgebaut und in Betrieb genommen. Heute steht die Anlage unter Denkmalschutz, wird vom RWE betrieben und gilt als das schönste Jugendstilkraftwerk in Deutschland.
(Text: Maria Dünwald; Fotos: Ilona Koch und Horst Herberg.)