Erlebnisreich war die Wanderung von Geilenkirchen nach Schoss Trips. Dank der Renaturierung auf einem Abschnitt der Wurm ist eine herrliche Auenlandschaft entstanden, wo die Natur wieder zu ihrem Recht kommt.
Die Wum in einem natürlichen Bachbett.
Den Wanderern wurde bewusst: Ein Fluss ist kein Kanal und darf es in Zukunft nicht mehr sein. Zug um Zug sollten, so wie hier, die Sünden der Vergangenheit wieder gut gemacht werden. Eine spannende Führung erlebte dann die Gruppe der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Merkstein.
Wandergruppe auf der Burgtreppe.
Vor dem Verfall gerettet
Burg oder Schloss Trips? – Beides ist zutreffend, lernten die Teilnehmer/innen während einer Besichtigung der imposanten Anlage an der Wurm. Fremdenführerin Berti Davids-Heinrichs verzauberte die Gäste mit ihrer spannenden Erzählung der wechselvollen Geschichte von Schloss Trips, das sozusagen im letzten Moment vor dem endgültigen Verfall gerettet wird.
Das Tor zur Burg wird geöffnet.
1172 wird der Name Trips erstmals urkundlich erwähnt. Von einer mittelalterlichen Burg samt Bergfried kann aber erst 200 Jahre später die Rede sein. Seit 1376 ist Burg Trips Stammsitz der Grafen Berghe von Trips.
Authentische Führung
Im 18. Jahrhundert stirbt diese Linie aus, und die Burg geht durch Erbe in den Familienbesitz der Freiherren von Eynatten über. Berti Davids-Heinrichs empfing ihre Gäste in der Tracht der adeligen Hausfrau, die, im Gegensatz zur Unverheirateten, „unter der Haube“ war. So authentisch ihr Erscheinungsbild, so anschaulich ihre Darstellung damaliger Lebensverhältnisse.
Unter der Haube: die Burgfrau.
Die neuen Eigentümer ließen die alte Burg an der Südseite durch einen Wohnflügel im Stil des Barock erweitern. Sämtliche Innenräume wurden modernisiert, in allen Geschossen große Fenster gebrochen – winzige Fenster einer Burg waren jetzt nicht mehr nötig – man wollte repräsentieren. Eine innere und eine äußere Vorburg wurden errichtet und ein Barockgarten angelegt. Dennoch behielt Schloss Trips seinen wehrhaften Charakter.
In den 1960erJahren gab die Familie von Eynatten die Wohnnutzung im Herrenhaus auf und zog in den nach Kriegsschäden neu errichteten Südflügel der inneren Vorburg. Damit war das Schicksal von Schloss Trips beinahe besiegelt. Erst recht, nachdem die Eheleute Eynatten 1989 die Gebäude an den Kerpener Bauunternehmer, den „Burgenkönig“ Herbert Hillebrand verkauft hatten, dessen Pläne sich zerschlugen.
Burganlage mit neuer Perspektive
Seit einigen Jahren – Eigentümer ist jetzt die Familie Franz Davids – hat die gesamte Anlage neue Perspektiven: In den beiden Vorburgen wurde ein Seniorenwohnpark eingerichtet. Hier sind alter und neuer Baubestand eine architektonische Harmonie eingegangen. Mit wissenschaftlicher Akribie widmen sich Fachleute der Wiederherstellung des Herrenhauses.
Noch viel Sanierungsbedarf in der Burg Trips.
Fast vollständig restauriert ist der barocke Festsaal mit Kaminsims, wunderschönen Paneelen und einem wertvollen Intarsien-Holzboden. In den Genuss einer ganz besonderen Baustellenbesichtigung kamen die AWO-Freunde. Detailverliebt im besten Sinne schärfte die Gästeführerin den Blick für den Schatz, den es hier in mühevoller Arbeit in den nächsten Jahren zu heben und zu bewahren gilt.
Bedeutende Wasserburg
Mit Schloss Trips wird eine der bedeutendsten Wasserburgen für die Zukunft erhalten. „Wie die Perlen an einer Schnur“, so Berti Davids-Heinrichs, „reihen sich die Wasserburgen an der Wurm auf. Allesamt waren wehrhafte Burgen“, erläuterte sie den historischen Hintergrund: Seit Karl dem Großen, der sein Reich in Gaue eingeteilt hatte, war die Wurm Grenzfluss und ist es bis heute!
Die AWO-Gruppe in dem historischen Gemäuer.
Nach dieser faszinierenden Führung sah man die Wanderung entlang der renaturierten Wurm, die jetzt wieder mäandrieren darf und Retentionsflächen hat, mit noch mehr Freude. In wenigen Stunden hatte man eine Symbiose von Natur, Architektur und Geschichte erlebt.